Lisa Hannes

Head of Procurement, European Procurement Manager, Van Leeuwen Germany

2023 wurden wichtige Schritte hin zur Zentralisierung der europäischen Einkaufsmacht von Van Leeuwen unternommen. Lisa Hannes, Head of Procurement und European Procurement Manager, war an diesem Prozess eng beteiligt; sie blickt auf ein intensives Jahr zurück. 

Lisa Hannes absolvierte ein Masterstudium Maschinenbau und Business Management in Paderborn (Deutschland) und kam 2010 zu uns. Seit 2016 war sie in verschiedenen Positionen auf dem Gebiet der Beschaffung tätig. Momentan erfüllt sie zwei Funktionen: sie ist für die deutsche Einkaufsabteilung verantwortlich und ist außerdem einer der drei European Procurement Manager von Van Leeuwen, wobei sie für das Produktsegment warmgewalzte nahtlose Rohre und Stabstahl zuständig ist.

Bündelung von Markt- und Produktwissen
„Die Beschaffung und alles, was damit zusammenhängt, ist mein Fachgebiet“, erklärt Lisa. „In den letzten Jahren hat sich in meinem Fach allerdings einiges verändert. Wir haben den Einkauf innerhalb weniger Jahre in unserer gesamten Organisation zentralisiert (siehe Textkasten). Dies ist eine der großen Stärken von Van Leeuwen: wir bündeln unser gesamtes Marktwissen mit unseren Produktkenntnissen und unterhalten gute Beziehungen und strategische langfristige Partnerschaften mit unseren Lieferanten. Dadurch können wir unsere Kunden optimal bedienen. Wir versuchen nicht unbedingt, den niedrigsten Preis anzubieten, setzen aber immer auf eine hohe Qualität. Darüber hinaus arbeiten wir auf internationaler Ebene eng zusammen; wir haben in ganz Europa mehrere Hubs, an denen wir spezifisches Material sammeln. So haben wir immer alle Vorräte für bestimmte Produkte unter einem Dach. Das ist auch für unsere Kunden vorteilhaft: sie profitieren von dieser Konzentration, da wir ihnen Zugang zum vollständigen Portfolio von Van Leeuwen bieten und sie niemals zu lang auf ihre Bestellungen warten müssen. Das ist eine große Herausforderung, macht die Arbeit aber auch interessant.“

Volatilität
Ein anderes Phänomen der letzten Jahre ist die zunehmende Volatilität des Marktes und das steigende Tempo in unserem Geschäft. Lisa: „Eine gewisse Volatilität war immer da, aber die Geschwindigkeit, in der wir reagieren €“ oder besser noch proaktiv handeln €“ müssen, hat enorm zugenommen. Das hat das Beschaffungswesen noch herausfordernder gemacht, da wir uns immer schneller auf die Marktentwicklungen einstellen müssen. Wir versuchen dem Rechnung zu tragen, indem wir uns noch näher bei unseren Kunden und Lieferanten positionieren, um möglichst gut über all diese Entwicklungen auf dem Laufenden zu bleiben und direkt daran teilhaben zu können. „Connecting Worlds“, das Thema unseres 100-jährigen Jubiläums, spielt dabei eine entscheidende Rolle: ohne die richtigen Verbindungen, intern wie extern, ist es nicht möglich, als Lieferant von Stahlrohren erfolgreich zu sein.“

Zwei Seiten
2023 war für Lisa ein Jahr mit zwei Seiten. „Im ersten Halbjahr wurden wir mit einer starken Nachfrage und hohen Preisen konfrontiert. Anschließend brach die Nachfrage ein, weil bereits so viel auf Vorrat eingekauft und sogar gehamstert worden war. Diese Volatilität hatte mehrere Ursachen: die Nachfrage war besonders hoch, da die COVID-Pandemie zu Störungen in den Lieferketten geführt hatte. Anschließend begann der Krieg in der Ukraine, stagnierten die Lieferungen aus China und war der Suezkanal über längere Zeit nicht passierbar. Darüber hinaus herrschte bei unseren Kunden ein Mangel an anderen Materialien, etwa an Mikrochips, was bei manchen Projekten zu Verzögerungen führte; hierdurch wurde ganz einfach weniger Stahl benötigt. Auch die Erhöhung der Zinssätze spielte eine Rolle; hierdurch wurden Projekte verschoben oder sogar ganz gestrichen. Darüber hinaus erhöhte sich durch den Zinsanstieg das Betriebskapital und damit auch das Vorratsniveau. Infolgedessen pendelte sich die Nachfrage wieder auf dem normalen Niveau der Vorjahre ein, wodurch wir insgesamt ein gutes Jahr hatten.“

Automatisierung

Auch 2023 führte Van Leeuwen weitere Automatisierungsmaßnahmen durch, und 2024 wird das Niveau weiter erhöht, wie Lisa berichtet. „So können wir beispielsweise mithilfe des elektronischen Datenaustauschs (EDI) unsere Systeme direkt an die unserer Lieferanten und Kunden koppeln, wodurch wir rasch auf Veränderungen der Kundenwünsche reagieren können. Dadurch sammeln wir viele Daten, und 2024 werden wir unsere Automatisierung, unter anderem mithilfe intelligenter Systeme, auf ein noch höheres Niveau bringen. Außerdem werden all unsere Betriebssysteme in ein gemeinsames ERP-System migriert: SAP S/4HANA. Auch die Nachhaltigkeit ist ein wirklich wichtiges Thema, nicht nur, weil unsere Kunden sich verstärkt damit befassen, sondern auch, weil die Industrie selbst umweltfreundlicher werden muss. Van Leeuwen legt großen Wert auf Nachhaltigkeit; sie ist eines unserer wichtigsten Schwerpunktthemen. Wir sind davon überzeugt, dass wir eine wichtige Rolle bei der Verringerung der CO2-Emissionen unserer Branche spielen können, indem wir zwischen unseren Kunden und Lieferanten Brücken bauen.“

Von der Kohle zu einer nachhaltigen Zukunft

Die Duisburger Niederlassung von Van Leeuwen, mitten im Ruhrgebiet, blickt auf eine lange Geschichte im Stahlvertrieb zurück. Während der industriellen Revolution (Ende des 18. Jahrhunderts) entwickelte sich das Ruhrgebiet zum Zentrum des deutschen Steinkohlebergbaus und der Stahlindustrie. In der Nähe des aus den 1970er-Jahren stammenden Standorts am Duisburger Hafen begannen im April 2014 die Bauarbeiten für ein neues Zentralmagazin. Das Unternehmen tätigte hohe Investitionen; so wurde beispielsweise 2015 in diesem Magazin das europaweit höchste automatisierte High-Rack-System für Stahlrohre realisiert. „Van Leeuwen ist ein bedeutender Akteur im deutschen Stahlvertriebsmarkt, und ich denke, dass unseren Aktivitäten in Deutschland, bei denen die Nachhaltigkeit eine immer wichtigere Rolle spielen wird, eine gute Zukunft bevorsteht“, so Lisa Hannes. „Inzwischen haben wir verschiedene Aktionen in Gang gesetzt, die zu mehr Nachhaltigkeit in der Lieferkette für Stahl führen sollen. Dies tun wir gemeinsam mit unseren Fabrikpartnern, da sich dort die größten Klimavorteile erzielen lassen.“

Erfolgreiche Zentralisierung der europäischen Beschaffung

Ein großer Erfolg war 2023 der Abschluss der Zentralisierung des europäischen Beschaffungswesens“, berichtet Lisa Hannes. „Wir haben die lokalen Einkaufsorganisationen in jedem Land über eine Matrixorganisation mit der internationalen europäischen Einkaufsorganisation verbunden. Das war ein wichtiger Schritt.

Auch unsere Arbeitsweise mit Category Managern spielt dabei eine große Rolle. Sie befassen sich auf strategischer und taktischer Ebene mit bestimmten Produktgruppen und pflegen gute Kontakte mit unseren Lieferanten. Dadurch werden die lokalen Einkaufsorganisationen entlastet und können wir unsere Einkaufsmacht in Europa bündeln. Das war kein einfacher Prozess; unsere Beschäftigten mussten sich in den letzten Jahren an die neue Arbeitsweise gewöhnen. Inzwischen kommen aber die Vorteile der Zentralisierung der Beschaffung zum Tragen, und darauf dürfen wir wirklich stolz sein. Ich betrachte das als großen Erfolg, vor allem, weil unser Fachwissen im Bereich des Einkaufs auch unseren Kunden zugutekommt. Nicht nur hinsichtlich der Preise, sondern auch der Produkte und auf geografischer Ebene, überall auf der Welt, weil wir auch hier – im Beschaffungswesen – das Konzept "Connecting Worlds" umsetzen.