Infolge der Entwicklungen auf dem Weltmarkt sowie in der Wirtschaft und Politik blieb die Nachfrage 2022 hinter der des Vorjahrs zurück. Trotz des niedrigeren Absatzes wurde jedoch aufgrund des höheren Preisniveaus dennoch ein deutlich höherer Umsatz verzeichnet. Der mengenmäßige Rückgang betraf insbesondere das direkt ab Lager verkaufte Material. Ursache war insbesondere das Ausbleiben einiger Großprojekte mit hohen Liefervolumen. 2021 wurden noch einige sehr umfangreiche Projekte ausgeliefert. Das Gesamtvolumen des direkt ab Lager gelieferten Materials fiel nur geringfügig niedriger aus als 2021.
Anfang 2022 spielte auch die Coronapandemie noch eine Rolle. In einigen Ländern war der Krankenstand sehr hoch, was den Lieferprozess unter Druck setzte. Im Februar begann dann der Krieg in der Ukraine, was auch für unser dortiges Unternehmen Folgen hatte. Unsere erste Sorge galt den Mitarbeitenden unserer ukrainischen Niederlassung in Lviv und ihren Angehörigen. Unsere Aktivitäten mussten für einige Monate eingestellt werden, vor allem um unseren Beschäftigten Gelegenheit zu bieten, sich selbst und ihre Familien in Sicherheit zu bringen. Im weiteren Verlauf des Jahres konnten dann einige Aktivitäten und Lieferungen vorsichtig wiederaufgenommen werden.
Einige laufende Bestellungen nach Russland oder Weißrussland wurden aufgrund der Sanktionen gegen diese Länder sofort gestoppt. Die Summe dieser Aufträge stellt jedoch keinen nennenswerten Teil unseres Gesamtumsatzes dar. Es kostete allerdings viel Zeit und Aufwand, alle von den Sanktionen betroffenen Kunden und Lieferanten zu ermitteln, um Sicherheit darüber zu erhalten, welche Handelsbeziehungen im Einzelnen beendet werden mussten. Eine weitere Folge des Krieges war, dass es in der Anlieferung von Komponenten für die Automotive-Industrie zu schweren Störungen kam. Ein großer Teil unserer Automotive-Kunden musste angesichts dieser Lieferengpässe Produktionsstraßen ganz oder teilweise stilllegen, wodurch auch unsere Lieferungen ausgesetzt wurden. Diese Situation dauerte bis zum Sommer an. Für einige Automotive-Kunden konnten wir aber dank unseres Know-hows und Netzwerks im Beschaffungswesen andere Lieferanten für Material finden, das zuvor aus der Ukraine geliefert worden war. So buchten wir unter anderem für einen ungarischen Großkunden im Automotive-Segment einen Millionenvertrag über Edelstahlmaterial.
Im Laufe der Jahre entwickelten sich die Märkte in fast allen europäischen Ländern gut. Die Nachfrage im Segment Maschinenbau war hoch, unter anderem infolge des großen Materialbedarfs der Hersteller von Erdbau- und Landmaschinen. Auch in den Segmenten Baugewerbe und Hydraulik war die Marktnachfrage hoch. Die kontinuierlich steigenden Preise wirkten sich allerdings dämpfend auf die Nachfrage aus. Ein Teil der Aufträge und Projekte, auch im Bereich Tragwerks- und Stahlbau, wurde verschoben, da die Investitionen angesichts der Preisentwicklungen immer unrentabler wurden. Nach dem Sommer kamen die hohe Inflation und die zunehmende Ungewissheit hinsichtlich der weiteren wirtschaftlichen Entwicklungen hinzu. Auch der stetige Anstieg der Energiepreise war ein wichtiger Faktor. Die Märkte gerieten weiter unter Druck, und einige Kunden setzten ihre Aufträge aus oder verringerten die Bestellmengen. Auch bei den täglichen Lagerbestandsverkäufen spielte die ansteigende Inflation eine wichtige Rolle. Die meisten unserer europäischen Unternehmen, etwa in den Beneluxländern, Großbritannien, Nordeuropa, Mitteleuropa und der Schweiz, erzielten jedoch letztlich bessere Ergebnisse als 2021.
Energiemarkt
Der Bau von LNG-Terminals machte aufgrund der großen Veränderungen im Gasmarkt weltweit rasante Fortschritte. Unsere Niederlassung in Houston, Texas, erlangte zwei Großaufträge für die Lieferung von Material für den Bau dieser Terminals. Ausschlaggebend dabei waren unsere starke Vorratsposition und die Möglichkeit, das Material innerhalb weniger Wochen auf die Baustellen zu liefern. Unsere Niederlassung in Zwijndrecht spielte eine wichtige Rolle bei der Lieferung des Materials für den Eemshaven-Terminal des Gasversorgungsunternehmens Gasunie. Dank der schnellen Lieferung des Materials ab Lager konnte der Terminal in kürzest möglicher Zeit an das Gasnetz angeschlossen werden.
In Europa zog der Energiemarkt weiter an. Unser Unternehmen in Zwijndrecht lieferte Material für das Amsterdamer Wasserversorgungsunternehmen Waternet. In Frankreich erhielt man erneut den Zuschlag für ein kleineres Projekt in Algerien. In Europa steigt die Nachfrage nach Projekten im Zusammenhang mit der Energiewende, insbesondere im Bereich der Produktion, Beförderung und Lagerung von Wasserstoff. Hier erwarten wir in den kommenden Jahren eine starke Zunahme. Auch der Bau von Raffinerien für die Erzeugung von Biodiesel befindet sich im Aufwind.
Außerhalb Europas ist der Energiemarkt unser wichtigstes Absatzgebiet. Anfang des Jahres präsentierte sich der Markt hier noch mäßig, aber schon bald zogen die Aktivitäten in diesem Segment wieder an, wodurch unter anderem unsere Niederlassung im kanadischen Edmonton einige attraktive Projekte verbuchen konnte. Auch in Asien entwickelte sich dieser Projektmarkt wieder positiv. Van Leeuwen Singapur lieferte über 4000 Tonnen nahtlose Kohlenstoffohre für das LINE-Projekt (LOTTE Chemical Indonesia New Ethylene), eine umfangreiche Investition des koreanischen Chemieunternehmens in Indonesien. Unser Unternehmen in Australien erbrachte erneut ausgezeichnete Leistungen. Kein anderes Land der Welt wurde, unter anderem aufgrund der weiten Transportwege, mit derart umfangreichen Störungen der Lieferketten konfrontiert. Dank der ausgezeichneten Zusammenarbeit unserer fünf Lagerstandorte in Australien konnten die Kunden jedoch weiterhin gut bedient werden.
Sonstige Entwicklungen
Obwohl das Absatzvolumen etwas hinter dem des Jahres 2021 zurückblieb, lag der Gesamtumsatz infolge der starken Preiserhöhungen 17 % höher als im Vorjahr. Die Gewinnspanne blieb unverändert, aber angesichts der höheren Preise wurde in absoluten Zahlen dennoch ein höherer Gewinn erzielt.
2022 operierten unsere kaufmännischen Teams in vielen Ländern und Niederlassungen vor allem lösungsorientiert; mit viel Erfindungsgeist wussten sie unter sehr wechselhaften Marktbedingungen immer wieder geeignete Lösungen für unsere Kunden zu finden, ganz gleich, ob es um die täglichen und pünktlichen Lieferungen aus Lagerbeständen, die Entwicklung einer guten Lösung für die Produktion von Rohrbaugruppen in Zusammenarbeit mit Kunden und Lieferanten oder um das Sourcing und vorübergehende Lagerung für ein Kundenprojekt ging. Dank des gebündelten Wissens und der langjährigen Erfahrung unserer Beschäftigten sind wir immer in der Lage, mithilfe unseres starken Netzwerks, umfassenden Vorratssortiments und vielseitigen Bearbeitungsmaschinenparks eine passende Lösung zu finden.
Unsere Einkaufsorganisation kennzeichnet sich durch eine zentralisierte Vorgehensweise mit regionalen Hubs, wobei wir unsere Einkaufsmacht mit einer gemeinsamen Methodologie optimieren. Die europäischen und anderen Beschaffungsmanager sowie die Warengruppenmanager beraten sich regelmäßig über Themen wie die Einkaufsstrategie, Lieferanten und Nachhaltigkeit.
Um unser Angebot für die verschiedenen Marktsegmente relevant zu halten, arbeiten wir ständig an unserem Wissensniveau und an innovativen Lösungen. Für jedes der vier Segmente im Geschäftsbereich Industrie (Maschinenbau, Baugewerbe und Konstruktionen, Automotive und Hydraulik) arbeiten wir seit 2021 mit einem „Market Acceleration Circle“. Jeder dieser „Circles“ besteht aus einem Team kaufmännischer Marktexperten aus verschiedenen europäischen Niederlassungen von Van Leeuwen. Unsere Globale Projektorganisation konzentriert sich auf die beiden Energiesegmente Prozessindustrie und Energieerzeugung sowie Pipelines. Die Mitglieder jedes Teams bündeln ihre Marktkenntnisse, Erfahrungen und Ideen mit dem Ziel, gemeinsam innovative Marktinitiativen zu entwickeln und umzusetzen.