Preisniveaus und Inflation
Nachdem im Jahr 2021 Störungen in der Lieferkette zu drastischen Preisanstiegen für Stahlrohre geführt hatten, erwarteten wir für 2022 zunächst eine Stabilisierung und Beruhigung des Marktes. In den ersten beiden Monaten blieben die Preise auch relativ stabil. Das änderte sich aber schlagartig mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine. Der Markt wurde mit den Konsequenzen der gegen russische Lieferanten verhängten Sanktionen, noch stärker steigenden Energiekosten, erneuten Störungen der Lieferketten und Materialknappheiten konfrontiert. Die Sanktionen gegen Russland ließen die Preise für Stahlrohre explodieren, weniger im Zusammenhang mit der Stahlrohrproduktion in Russland selbst, sondern weil die Sanktionen andere Stahlprodukte trafen. Diese Störungen verursachten im Markt große Ungewissheit und Unruhe, wodurch die Preise weiter in die Höhe schossen. Hinzu kamen die – unter anderem infolge des Krieges – hochschießenden Energiepreise. Diese schlugen sich direkt in den Preisen von Stahl und Stahlrohren nieder, da für deren Herstellung viel Energie benötigt wird. Zudem erhöhten sich auch die Transportkosten.
Im Laufe des Jahres wurde die Situation im Zusammenhang mit den Sanktionen gegen Russland etwas übersichtlicher; der Markt geriet wieder in etwas ruhigeres Fahrwasser, wurde jedoch auch weiterhin von Störungen in der Lieferkette beeinflusst. Die Preise stabilisierten sich einigermaßen, allerdings auf hohem Niveau. Nach dem Sommer mussten viele Stahlwerke die Produktion teilweise stilllegen, da die hohen Energiepreise eine rentable Produktion unmöglich machten. Durch Abbau von Kapazitäten hofften die Lieferanten, ihre Renditen verbessern zu können. Dies trieb jedoch die Preise erneut in die Höhe, unter anderem infolge der Einführung von Energiezuschlägen.
Gegen Ende des Jahres gingen die Preise für geschweißtes Material etwas zurück; die Preise für nahtloses Material und daraus gefertigte Produkte blieben jedoch hoch. Auf Jahresbasis lagen die Marktpreise 30 % über denen des Vorjahrs. Die Preise unserer Handelswaren stiegen enorm an, ebenso wie die Preise nahezu aller anderen Produkte und Dienstleistungen, was einen erheblichen Kostenanstieg in unserer Betriebsführung zur Folge hatte. Die Transportkosten erhöhten sich massiv, und weltweit war auch ein erheblicher Anstieg der Lohnkosten zu verzeichnen, einerseits aufgrund des Arbeitskräftemangels und andererseits zum Ausgleich der ausufernden Inflation.
Störungen der Lieferketten
Einen großen Teil unserer Produkte können wir direkt ab Lager liefern. Unsere weltweit starke Vorratsposition ist ein wichtiger Faktor für unseren Erfolg. Die Breite und Tiefe unseres Sortiments sind dabei ausschlaggebend. Nach den enormen Lieferengpässen im Jahr 2021 hatten wir unsere Lagerbestände Anfang 2022 wieder erfolgreich auf das gewünschte Niveau gebracht.
Danach aber wurde die konstante Aufstockung unserer Vorräte aufgrund der zahllosen erneuten Störungen auf der Lieferseite zu einer komplexen und aufwändigen Angelegenheit. Dank unseres weltweiten Beschaffungsnetzes und der Fachkunde und Kompetenz unseres Einkaufsteams gelang es uns aber dennoch, unsere Lagerbestände und unser Sortiment auf einem angemessenen Niveau zu halten. In Kombination mit einer guten Abstimmung mit unseren Lieferanten über die Bedürfnisse und Möglichkeiten konnten wir dem Markt und unseren Kunden weiterhin konstante und zuverlässige Lieferungen bieten. Unsere ausgezeichneten langjährigen Beziehungen mit festen und zuverlässigen Lieferanten spielten dabei eine ausschlaggebende Rolle.
Auffallend war die Schließung zweier Fabriken für nahtlose Rohre des Rohrherstellers Vallourec in Deutschland. Damit endet nicht nur eine 135-jährige Geschichte der Produktion nahtloser Rohre, sondern es geht auch wertvolles Fachwissen und Know-how auf dem Gebiet der hochwertigen Rohrproduktion für die westeuropäische Produktionsindustrie verloren. Viele Abnehmer können sich kurzfristig nicht mehr vollständig auf die Lieferung eines für ihre Betriebsführung benötigten hochwertigen Produkts verlassen. Zusammen mit anderen Rohrherstellern und -lieferanten in Europa werden wir unsere Expertise dazu einsetzen, dass die Herstellung und Lieferung dieser Produkte andernorts erfolgen kann.